Wir freuen uns auf die erste Einzelausstellung des Kölner Malers Heiner Binding in unseren Räumen. Der Künstler arbeitet seit den 1980er Jahren an einem dichten, konsistenten Werk. Wir zeigen daraus die jüngeren Werke.
Heiner Bindings Arbeiten fordern vom Betrachtenden äußerste Konzentration und die Bereitschaft, sich geistig auf eine Reise zu begeben. Denn seine ungegenständlichen Malereien und Zeichnungen entstehen zum Teil über lange Zeiträume, können immer wieder einer Überarbeitung, die auch graduell oder minimal sein kann, unterzogen werden, um ihr Wesen zu vervollkommnen. Er schreibt dazu: „Ein Bild muss manchmal eine Zumutung sein, auch ein Gestrüpp, in dem man sich verirren kann; jedenfalls muss es sich einträufeln oder hineinschleichen in das Gedächtnis, und während man es malt, muss man das irrwitzige Gefühl haben, dass ebenso alles wie auch gar nichts von ihm abhängt.“
Für ihn ist eine Arbeit vollendet, wenn sie nichts mehr von ihm erwartet, wenn sie also in einen Zustand völligen Eigenlebens übergeht. Und das entsteht nur in ständiger Zwiesprache und Beschäftigung mit dem Material und der Organisation der Flächen. Diese Flächen sind wie Membranen, die ein Davor und Dahinter osmotisch ineinander übergehen lassen, es verfangen sich in der Ungegenständlichkeit also Gedanken, Reflexionen und Empfindungen zu den existenziellen Bedingungen des Menschseins. Das Davor und Dahinter in den Malereien und Zeichnungen schafft einen Raum der Ausdehnung. Doch bei all ihrer Komplexität wirken sie selbstverständlich und zugänglich, wie ein fremder Klang, der einem doch vertraut ist. Seit einigen Jahren erweitert Heiner Binding seine Arbeiten noch stärker auch physisch in den Raum, in dem er sie zu Assemblagen formt, bei denen einzelne Gemälde auch abgekappt oder gewinkelt gesetzt sein können und manchmal auch ihre Rückseiten dem Blick zugewandt werden. All dem wohnt eine ungeheure Freiheit inne. Und diese Freiheit bezieht sich auch auf die vom Künstler verwendeten Materialien, neben dem klassischen Bildträger von Leinwand auf Keilrahmen benutzt er bedruckte Stoffe, Fundholzteile, Tackerklammern und Nägel, mit Hilfe derer er die Zweidimensionalität des Gemäldes überwindet und es objekthaft werden lässt.
Heiner Binding wurde 1958 in Tuttlingen geboren und studierte 1980 bis 1985 an der Karlsruher Akademie u.a. bei Per Kirkeby und Georg Baselitz. Neben seiner Malerei verfasst Binding Vorträge und zahlreiche Schriften. Außerdem ist er ein großer Jazz-Kenner.
Seine Arbeiten befinden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen, u.a. Kolumba und Museum Ludwig in Köln. Im Herbst 2024 ist eine umfangreiche Monografie seines Werkes im Kleinheinrich-Verlag in Münster erschienen. Herausgeber ist Stefan Kraus.
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