Silent Hirst
8. Juni 2019

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28. Juli 2019

Die Einzelausstellung „Silent Hirst“ von Marcus Neufanger in der Van der Grinten Galerie zeigt eine umfangreiche Auswahl von überwiegend jüngsten großformatigen Zeichnungen aus der Serie „Portraits“.

Stringent führt Marcus Neufanger in dieser Serie ein formales und inhaltliches Konzept programmatisch durch: ein einziges Sujet – die Selbstdarstellung des Künstlers – mit einem grafischen Zusatzelement gebildet durch Schriftzeichen und Text, ein einziges, vertikales Format von 100 x 70 cm, eine immer gleich bleibende Technik – Pastell-Ölkreide auf Papier -, eine begrenzte Farbpalette und ein durchgehend hoher Grad an Stilisierung. So wächst stetig seit 2005 ein vollkommen homogenes Ensemble.

Abgeschlossen ist es nie.

Marcus Neufanger benutzt fotografische Bildvorlagen, die Künstler seiner/unserer Zeit zeigen. Dabei erscheinen Performancekünstler der 60er/70er Jahre oder unbestrittene Ikonen der zeitgenössischen Kunstgeschichte ebenso wie weniger bekannte Akteure oder Künstlerfreunde des Künstlers. Nicht erst seit der Zeit, in der durch die Fotografie die mediale Präsenz und das eigene Image immer wichtiger werden, ist die Selbstdarstellung ein kontrollierbares Vehikel für eine Aussage über eigene Identität, Haltung, Positionierung und Relevanz gegenüber der Öffentlichkeit. Aus guten Gründen sind Künstler immer besonders empfänglich für die Wirksamkeit solcher Bilder und wissen, sie sich zunutze zu machen. Denn bereits Albrecht Dürer zeigte uns wie die bewusste Selbstdarstellung des Künstlers bedeutungstragend, geschickt und kalkuliert eingesetzt werden kann. Dieses Thema stellt eine wesentliche Facette der Kunstgeschichte dar, bei der sowohl Themen wie Strategien der Wahrnehmung und der Wirksamkeit sowie kunstinterner Bezugssysteme hinterfragt werden.

Indem er sich in aller Freiheit existierende Selbstdarstellungen verstorbener, älterer oder jüngerer Künstlerkollegen aneignet, lässt Marcus Neufanger ein großes, geschlossenes Tableau aus Gesichtern, Körperhaltungen und Zitaten entstehen, und öffnet damit eine ganz besondere Lektüre der Kunstgeschichte: Hinter seinen scheinbar einfachen, leicht spielerisch anmutenden Bildern, geht es um eine Reflexion über eine tiefgreifende, sogar existentielle Frage, die von zentraler Bedeutung im Schaffen eines jeden Künstlers ist, nämlich die der Überwindung der Vergänglichkeit.

Marcus Neufanger ist 1964 in Nürnberg geboren. Er lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall.

Werke von Marcus Neufanger sind in zahlreichen deutschen Sammlungen repräsentiert, wie u.a. Staatsgalerie Stuttgart, ZKM, Karlsruhe, dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Graphothek Stuttgart, Grafische Sammlung Esslingen, Hällisch Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Sammlung Würth, Künzelsau, Sammlung Bausparkasse, Schwäbisch Hall, Sammlung BW Bank, Stuttgart, und zahlreichen deutschen Privatsammlungen