Fantasia
1. Januar 2010

Die Kudlek van der Grinten Galerie freut sich, Sie zur ersten Einzelausstellung der Londoner Künstlerin Rebecca Stevenson in Köln einzuladen.

Unter dem Titel „Fantasia“, der an den Trickfilm von Walt Disney (1940) angelehnt ist, zeigt sie ihre jüngsten Skulpturen, makaber-schöne Schädelarrangements, Tierdarstellungen und Portraitbüsten, die Manierismus und Kitsch ebenso bewusst und kunstvoll einsetzen wie Techniken des anatomischen und naturwissenschaftlichen Handwerks, um sich ihren Themen von Verlangen, Genuss und Verschwendung anzunähern.

Die Vorbilder für die späteren Abgüsse in Kunstharz selbst sind in Ton modelliert. Ihre Lebendigkeit und Absurdität erhalten sie durch die Farbigkeit des Gussmaterials und die anschließende Überarbeitung der Oberfläche mit andersfarbigem Wachs, das an verschiedenen Stellen geöffnet und mit floralen und an Süßigkeiten erinnernden Elementen aus Wachs und Kunstharz versehen oder sogar gefüllt wird. In den zum Teil sentimentale Gefühle auslösenden Darstellungen von bonbonfarbigen Zwillingskaninchen, Tierkindern oder einem Kind mit Kätzchen spielen die dekorativen, in Überfülle eingesetzten Früchte, Blumen und Blütenblätter eine wesentliche Rolle: sie ergänzen auf poetische Weise die Körper mit einem Erblühen aus ihrem Inneren. Dabei entsteht unwillkürlich eine Spannung zwischen Ekel gegenüber dem, was als Fremdkörper herauswächst, einerseits und Faszination vor der verführerischen Schönheit von Farben und Formen andererseits. Es ist die überzogene Sinnlichkeit von ornamentalem Überfluss und Raffinesse, die an die Vanitasthematik im 17. Jahrhundert erinnert. Inspiriert auch durch die Barocke Mode von Synästhesie, kunstvolle Zuckerskulpturen herzustellen, bringt Stevenson mit diesen bizarren Delikatessen eines dekadenten Banketts den Betrachter in Versuchung, sie zu berühren, zu kosten oder sie auf eine andere Weise mit den Sinnen zu erfahren.

Wie im Film „Fantasia“ erscheinen die Werke von Rebecca Stevenson zunächst entzückend und anziehend, lösen aber bald Beunruhigung und Unbehagen aus, da sie Ausdruck ursprünglicher Fantasien, Sehnsüchte und Ängste sind.

Rebecca Stevenson wurde 1971 geboren. Sie studierte am Chelsea College of Art and Design und am Londoner Royal College of Art. Arbeiten befinden sich in zahlreichen europäischen Privatsammlungen.