Vor dem Hintergrund der ganzen Leserei und der Frage weitermalen – aber wie? – entstanden Anfang der 90er Jahre die ersten Bilder von Buchumschlägen. Dinge an die man glauben konnte wurden problematisch, fragwürdig, hybrid. Ich schob Bücher aus der eigenen Kiste über den Tisch, erst um zu imponieren, dann um zu beweisen. Die Welt mündete im Buch und die Bücher sagten: Wir sind Bücher, mal uns – jetzt! Ich bedachte, dass noch nicht alles gemalt worden war und befreite mich in einzelgängerischer Konsequenz von der coolen Schmalspurkost auf die auch ich von Marcel Duchamp gesetzt worden war. Ich machte die Dinge meiner Leidenschaft zu Objekten der Kunst. Ich erkannte, eine Sache braucht gar nicht zu stimmen, wenn nur ein Geist sie bestimmt. Die Malerei machte sichtbar, lesbar, aussprechbar, ausstellbar. Es malt, es regnet, es schneit, sind Geheimniszustände. Wer malt, ist damit beschäftigt, die Welt von individuellen Sichtweisen zu reinigen, von seinen und denen der anderen. Wer für ein Werk verantwortlich sein will, das nach beendeter Lektüre an die Grenzen der Lesbarkeit gelangt ist, muss alle sich daraus ergebenden Konsequenzen tragen.
Marcus Neufanger, Februar 2010