Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung wissen, dass Sigmar Polke das Metier der Malerei sehr unkonventionell betrieben hat. Ein wunderbares Beispiel dafür sind die 9 Papierarbeiten, die wir erstmals zusammen zeigen. Die Arbeiten stammen aus den Jahren 1999, 2002 und 2003 und weisen das für Polke typische Papierformat von 100 x 70 cm auf.
Auch typisch ist die Kombination verschiedener Materialien wie Spray-Lack, Siebdruck, Tuschen, Wasserfarben und Interferenzfarben. Diese Kombinationen bringen meist Widerstrebendes zusammen und zeigen die grundlegende Erkenntnis, dass nämlich Bildgrund und Bildmotiv sehr wohl in verschiedene Richtungen arbeiten können, ohne dass es dazu führen würde, dass das Bild in selbstständige Teile oder sich gegenseitig störende Wirkungen zerfällt. Trotzdem lotet Polke jedesmal aufs neue Malweisen und Materialien aus, um die Betrachtenden an dem Prozess des Spiels und des Entdeckens Teil haben zu lassen. Diese Teilhabe ist eine große Bereicherung.
In dieser Gruppe von Werken finden wir sowohl figürliche wie abstrakte Motive und natürlich die Kombination aus beiden. Die abstrakten sind Schüttungen. Dieses Verfahren hat Polke, ebenso wie die Raster, ob gemalt oder gesprayt, in diesen Arbeiten bis zur Perfektion getrieben, wobei sie gleichzeitig spontan und fast unbefangen wirken. Polke hat die Dinge kalkuliert geschehen lassen, obwohl auch immer höhere Wesen zumindest mitbestimmen. Seine Kritik des Bildes besteht darin, den wahren Charakter des Bildes als eine magische Veranstaltung zu behaupten.
„Polkes Malerei“, wie Benjamin Buchloh schreibt, „bestreitet der Malerei das Recht, sich selber zu feiern und gesteht ihr allenfalls zu, Fragen zu stellen, die nur durch sie, eben als Sprache der Formen und Zeichen, gestellt werden können.“ Bei aller Ironie geht er immer ausgesprochen ernst an die Sache heran.
Sigmar Polke wurde 1941 in Oels/Schlesien geboren. Nach der Übersiedlung 1953 nach Düsseldorf und einer anschließenden Glasmalerlehre studierte er von 1961 bis 1967 an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf bei Gerhard Hoehme und Karl-Otto Goetz. Er begründete 1963 zusammen mit Konrad Fischer-Lueg und Gerhard Richter den Kapitalistischen Realismus. 1977 bis 1991 war er Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Er starb 2010 in Köln. Neben zahlreichen anderen Preisen und Ehrungen erhielt er 1986 den Goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig.
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