In seiner aktuellen Ausstellung „A Twitter at the Palisades“ vereint der Düsseldorfer Künstler Lorenzo Pompa alle jüngsten und für diese „Bühne“ entstandenen Arbeiten. Der Titel, wie oft bei Pompa eine Schöpfung mit Doppelsinn, läßt in unseren Köpfen ein Bild zur Schwelle des Unbekannten entstehen. Der weite Raum, in dem unser Anspruch auf Dominanz für immer verwehrt bleibt.
Ausstellungen sind für ihn immer Installationen: skulptural gedachte und organisierte Räume, die eine Zusammenschau der einzelnen Elemente erlauben, zu denen man sich im Raum bewegen und verhalten kann. Und, sobald man den Raum betreten hat, auch muss.
Seine Arbeit erzählt keine Geschichten, weder vor noch nach, noch maßt sie sich an, uns etwas zu erklären. Sie drängt vielmehr zu emotionaler Rührung. Sie zeigt uns anhand der Themen, die die gesamte Geschichte der Menschheit durchziehen, wie man dort hingelangt, an den inneren Ort der Berührung mit dem Wesen des Wesentlichen.
Vielleicht klingen auf Grund seiner eigenen italienischen Herkunft auch hier und da drastische Bilder aus Filmen des Neoverismo an. Und durch. Ein neugieriger, gleichzeitig melancholischer und nicht selten erschrockener Blick auf die Menschen, die den Bedingungen des Menschseins ausgesetzt sind und deren Unversehrtheit keineswegs und durch nichts garantiert ist. Es kann dann schnell gehen: Der zunächst schleichende Prozess von Bevormundung hin zu roher Gewalt und Zerstörung. Das alles ist natürlich nur im Angesicht von Allegorien erträglich. Wie bei Pasolini’s Film Medea. Die Spannung zwischen profaner und mythologischer Welt.
Dieser menschliche Ausdruck, um den es immer geht, wütet in den Figuren, die wie rudimentär-biomorphe Lebensformen Pompa’s Bilder bevölkern. Sie sind wie im Gemälde „Colored multitude in it‘s abstract appearance (Oedipale)“ als Gruppe um den Niedergestreckten versammelt und verraten an Details, Attributen und „Öffnungen“ ihre Gemütsverfassung: Manche die pure Angst, andere vielleicht Genugtuung. Diese Figuren sind auf wesentliche, aber komplexe Elemente körperlicher Erscheinung reduziert und gleichzeitig voller Ausdruck menschlicher Psychologie.
Pompas Sprache ist von heute, aus der Jetztzeit. Da ist keine Ablenkung möglich. Gleichzeitig ist sie aber auch auf eine unbestimmbare Weise zeitlos. Man denkt unwillkürlich an Giotto oder Philipp Guston’s figürliche Gemälde der 60er und späteren Jahre. Eigentlich an beide. Die trennenden 600 Jahre fallen dabei nicht ins Gewicht.
Opening
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