Works 2016–2018
7. September 2018

 — 

3. November 2018

Bernd Halbherr beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Möglichkeiten, fotografische Bilder, also visuelle Informationen, anders lesbar zu machen, in dem er sie in die dritte oder sogar vierte Dimension übersetzt.

Die Übertragung eines „Raumes“ in und auf einen  Raumkörper geschieht bei den Fotokugeln auch technisch durch das Übertragen einer 360-Grad-Fotografie auf die vollständige Oberfläche einer Kugel, also eines quasi „konkav“ aufgenommen Bildes auf einen vollkonvexen Körper. Es ist das inverse Spiegelbild des Raumes selbst, wenn dort anstelle der Kamera eine hochspiegelnde Kugel stehen würde. Die Fotokugeln suggerieren durch das Bündeln auf ihrer Oberfläche für Momente die Anwesenheit eines Raumes, der nicht da ist (oder in dem man jetzt selbst nicht da ist). Ihre Schönheit als Skulptur entsteht durch ihre handwerkliche Machart, die sich nicht an technischer Perfektion misst sondern am Resultat physikalischer Prozesse. So wird die Oberfläche mittels Rotation mit Kunstharz beschichtet, so dass sie wie aus Glas oder Porzellan wirkt.

Ebenfalls mit der Endlosigkeit eines Raumes (durch das zeitliche Erfassen) beschäftigen sich die Wandarbeiten der Serie „Between Us“ von 2017/2018, in denen fotografisches Bild und reales Spiegelbild miteinander kombiniert werden. Hier ist der Betrachter also plötzlich anwesend und abwesend gleichzeitig. Und auch hier schaffen geometrische Grundformen eine erfrischende Abstraktion, die einen klaren, aber gleichzeitig sehr weiten Raum zulassen.

Die Spannung zwischen Abstraktion und Figuration erfährt bei der Serie der „Mourning Mountains“ und ebenfalls in der Video-Installation „News“ eine andere Gewichtung. Die kleinformatigen Landschaftsskulpturen lassen sich erst nach eindringlicher Betrachtung als dreidimensionale Übertragung von Kriegsfotografien aus den weltweiten Krisenherden entschlüsseln. Man kann sie aus dem Bewusstsein verdrängen, aber sie bleiben anwesend.

In dieser Ausstellung zeigt der Künstler überwiegend jüngste Arbeiten, die zum Teil eigens für Köln entstanden sind.

Bernd Halbherr studierte 1992 bis 1997 bei Klaus Rinke an der Düsseldorfer Akademie und schloss als Meisterschüler ab. Er lehrt heute an der Chung Ang University, Sculpture Department, in Seoul, Südkorea.