Heikenwälder hat in den letzten Jahren ein malerisches Werk von außerordentlicher Konsequenz geschaffen. Es strahlt eine große Eigenwilligkeit aus und ist doch gleichzeitig von starker Mitteilsamkeit und Anziehung. Man kann als Betrachter schnell in einen Zustand geraten, der zwischen Unruhe und tiefer Gewissheit hin und her schwingt: In diesen angenehm-unheimlichen Bildräumen sucht er Vergewisserung, vielleicht etwas Bekanntes, Vertrautes, und findet visuelle Ereignisse, die zwar in sich und unter einander eine Selbstverständlichkeit von Beziehungen verkörpern, aber dennoch nicht oder eigentlich gar nicht entschlüsselbar sind. Diese Bilder sind eher wie Durchgangsräume zwischen Innen und Außen.
Wir sehen Objekte, die weit vor dem Bildraum schweben. Dinge, die einfach passieren. Der Bildraum selber, wattig-unruhig schwarz, schattenhaft und lichtabsorbierend und doch in Partien durchscheinend, trotz der Abwesenheit von Licht (und Farbe) flimmernd und atmend, organisiert sich in die Unendlichkeit seiner eigenen räumlichen Tiefe, die nicht mehr perspektivisch durchmessen, sondern allenfalls erahnt werden kann. Und aus unterschiedlicher illusionistischer Tiefe der Bildräume leuchten Details von weiteren, wohl dahinter oder ganz hinten liegenden Objekten, Körpern, vielleicht Organen oder sogar Organismen heraus, zum Teil wie von kleinen Schlaglichtern angestrahlt, die aus unserer Richtung kommen. Man kann sich dem Gedanken nicht entziehen, dass der gesamte Bildraum-Weltraum derart belebt sein muss, auch wenn man nur Bruchteile und Details davon wirklich sieht, weil der Künstler ihnen die Aufgabe zugewiesen hat, sich zu zeigen. Es gibt eine Formensprache, die aus vielen Chiffren und visuellen Ereignissen besteht, und sie ergeben eine ganz eigene Lebendigkeit.
Im Gespräch ist der Maler selbst gern subversiv-humorvoll, scherzend und ironisch, aber auch der Scherz kreist, wenn auch in gebührendem Abstand, um den ernsten Kern der Existenz. Seinen Malereien ist von manchen Autoren eben dieses Neckische unterstellt worden. Aber das wäre zu einfach, um den Bildern wirklich auf den Grund zu gehen. Sie sind vielmehr durch ihr vordergründiges Unterlassen von Erzählung zunächst Bilder über Malerei selbst. Das allerdings in solcher Eigenart, dass sie unverwechselbar sind.
Peter Nikolaus Heikenwälder ist 1972 geboren und studierte von 1997-2003 freie Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Er lebt und arbeitet in Hamburg.