Die Van der Grinten Galerie freut sich, zum Saisonstart im September 2013 die Doppel-Ausstellung „Light Structures“ mit neuen Werken von Pierre Faure (*1964, F) und Robert Currie (*1976, UK) zu eröffnen. Unter diesem Ausstellungstitel entspinnt sich ein Dialog zwischen den Werken beider Künstler, deren Beschäftigung mit den Möglichkeiten, den realen architektonischen Raum in verschiedenen Graden von Abstraktion zu sehen und zu interpretieren, dem Betrachter neue visuelle Erfahrungen eröffnet.
Pierre Faures fotografische Arbeiten wurden in Köln zum ersten Mal im Jahr 2000 im Rahmen einer Ausstellungsreihe junger französischer Gegenwartskunst gezeigt. Typisch für diesen ersten Werkblock war sein Interesse an vermeintlich banalen urbanen Landschaften, in denen der Mensch isoliert wie auf einer Bühne erscheint. Seine künstlerische Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf diese ,Choreographien des Alltags‘ in den ,Non-lieux‘ der Stadt und nährte sich sowohl aus der Lektüre französischer und internationaler Sozialtheoretiker, Kritiker und Philosophen als auch aus einer stark vom Film inspirierten Ästhetik. Mit dem zweiten Werkblock „Japan“ (2005/2007) begann Faure damit, in den Stadtansichten einer modernen Metropole wie Tokyo das Modellhafte durch das einfache wie ebenso geschickte Schwärzen des Himmels herauszuarbeiten. Parallel entstanden fast porträthafte Bilder von Menschen auf den Straßen, in Cafés oder öffentlichen Plätzen, die Pierre Faure teilweise in Montagen kombinierte.
Unter den Titeln „Drift“, „Wallpaper“ und „Light Structures“ setzen die neueren Fotoarbeiten Faures einerseits den Gestus des intuitiven Sammelns von alltäglichen Eindrücken fort, gehen aber andererseits auch immer weiter in die Reduzierung der Elemente durch die Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung. So versucht der Künstler, seinen Aufnahmen fast den gesamten, ursprünglichen Informationsgehalt zu entziehen. In den schließlich schwarz-weiss auf Barytpapier abgezogenen Aufnahmen sind nur noch die minimalsten Bestandteile des originalen Bildes lesbar. Sie organisieren sich aber in neuartigem Flächenspiel und zeichnerischem Liniengeflecht. Mit „Light Structures“ geht Faure noch einen Schritt weiter, denn das Hauptmotiv der Bilder sind einfache Gerüste, also bloße Strukturen, die vielleicht wenig beachtet, jedoch in unserem unmittelbaren Stadtumfeld allgegenwärtig sind. Die bis auf die Essenz reduzierten „Konstruktionen“ bestehen visuell nur aus Linien und Verbindungen, für den Künstler ein Symbol des Bildaufbaus selbst.
Pierre Faures Arbeiten sind u.a. in institutionellen Gruppenausstellungen in Winterthur, Amsterdam, Köln und in zahlreichen Museen und Institutionen in Frankreich gezeigt worden.
Er ist mit Arbeiten unterschiedlicher Werkgruppen u.a. in den Sammlungen des Huis Marseille Amsterdam, FNAC Paris, Dresdner Bank/ Commerzbank Frankfurt vertreten.
Reine Strukturen sind es auch, die die plastischen Arbeiten von Robert Currie zu erstaunlich lebendigen Objekten machen. Der 1976 geborene und in London lebende Currie ist in der Kunstwelt seit einigen Jahren durch dreidimensionale Wandarbeiten und Installationen in Erscheinung getreten. Sein bevorzugtes Material neben Audio- und Videobändern sind Nylonschnüre, die nach bestimmten Mustern quer oder längs in Plexiglaskästen gespannt sind. Die abstrakten Kästen erzeugen im Vorbeigehen ein starkes Flimmern, das Körpervolumen im Innern scheint sich unendlich auszudehnen. Bei seinen gegenständlichen Arbeiten, die wie dreidimensionale Fotografien wirken, trägt Currie auf viele hintereinander liegenden Ebenen aus gespannten Nylonfäden die Bildelemente mit schwarzer Acrylfarbe auf. Diese Arbeiten zwingen den Betrachter, einen Standpunkt zu suchen, um die Darstellung in ihrer Ganzheit erfassen zu können: erst dann hat er die Möglichkeit, sie in ihrer fast fotografischen Präsenz wahrzunehmen.
In der aktuellen Ausstellung zeigt Robert Currie ganz neue freistehende Objekte. Die geometrischen Strukturen aus verschiedenfarbigen Nylonschnüren fließen von allen Seiten her ineinander. Dabei entstehen komplexe Raumzeichnungen, die entweder an Wirbel oder an strenge Konstruktionen erinnern.
Robert Currie hat an der Manchester Metropolitan University sowie am Royal College of Art in London studiert. 2006 hat er das einjährige Stipendium des Londoner Florence Trust erhalten. Seine Arbeiten befinden sich inzwischen in zahlreichen Sammlungen im In- und Ausland (Lady De Rothschild, Beth Rudin DeWoody, Defauwes, Simmons & Simmons) und im öffentlichen Raum in Frankfurt, London und Brüssel.