Über den Krieg / Bestandsaufnahme einer Zerstörung in Vintage Prints von 1946/47
25. Februar 2023

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15. April 2023

Die Ruinenbilder von Karl Hugo Schmölz (1917-1986) sind ein herausragendes Beispiel dafür, in welchem Maße ein fotografisches Auftragsprojekt dank seiner ästhetischen Präzision und seiner gedanklichen Schärfe zu einem Werk von hohem künstlerischen Rang werden kann. Die sachliche Bildsprache, die jedes Detail im Gesamtbild als Eigenwert erscheinen lässt und für die Schmölz’ Fotografien zu Recht inzwischen weltweites Ansehen genießen, prägt auch diese aus heutiger Sicht konzeptuell erscheinende Werkreihe aus dem Jahr 1947. Als Richard Neutra in den 60er Jahren seinen kongenialen Fotografen Julius Shulman dazu befragte, welcher Fotograf das Zeug dazu hätte, seine Architekturen in Deutschland zu fotografieren, gab es für Schulmann nur einen: Karl Hugo Schmölz.

Die Geschichte dieser außergewöhnlichen fotografischen Reihe ist bemerkenswert: 1947 sucht der Chef des Nachrichtenamtes der Stadt Köln einen geeigneten Fotografen, der in Bildern einen unmittelbaren Eindruck der zu neunzig Prozent zerstörten Kölner Innenstadt in direkter Konfrontation mit Bildern der unzerstörten Stadt erzeugen könne. 1947 ist die Innenstadt bereits weitgehend entschuttet und die Planungen für einen Neuanfang stehen bevor. Die Aufgabenstellung ist also, das Vorkriegs-Köln mit dem kriegszerstörten direkt zu vergleichen mit dem Ziel, bei entscheidenden Politikern Unterstützung und bei der Bevölkerung Akzeptanz für einen raschen Wiederaufbau zu erreichen. Einige Namen, u.a. auch der von August Sander, wurden ins Spiel gebracht. Die Wahl fiel schließlich, allerdings auch schnell und folgerichtig, auf den kurz zuvor aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Karl Hugo Schmölz, der bereits in den ersten Monaten seiner Anwesenheit schon wieder der meistbeschäftigte Architekturfotograf der Stadt war. Auch deswegen, weil die Fotowerkstätte Schmölz dem Bombenhagel weitgehend widerstanden hatte.

Schmölz, der seine gesamten technischen und ästhetischen Fähigkeiten der Zusammenarbeit mit seinem Vater Hugo (1879-1938) zu verdanken hatte, suchte gezielt im unzerstörten Glasplatten-Negativ-Archiv seines Vaters und gemeinsamer Aufnahmen nach Stadt-und Gebäudeansichten vor der Zerstörung. Da in den erhaltenen Aufnahmebüchern Uhrzeit, Brennweite und Lichtverhältnisse notiert wurden, entschied sich Schmölz dazu, mit exakt der gleichen Technik in exakt gleichen Lichtverhältnissen die exakt gleichen Blicke zu wiederholen. Beide Negative wurden von ihm in gleicher Qualität abgezogen, so dass bei manchen Aufnahmen der Eindruck entsteht, zwischen den beiden Bildern lägen nur die wenigen Augenblicke, die die Wolken am Himmel für den Weiterzug benötigt hatten. Hier bekommen diese Aufnahmen eine hohe Emotionalität hinter der strengen Sachlichkeit. Die Bildpaare wurden in eigens dafür hergestellte Bildbände montiert, von denen mindestens 3 inzwischen bekannt sind und sich im Besitz der Stadt Köln befinden. Unsere Vintage-Prints stammen aus seinem eigenen Besitz. Diese waren niemals eingeklebt und sind insofern von musealer Qualität. Neben 24 der beschriebenen Diptychen zeigt die Ausstellung weitere 20 Originalabzüge mit zerstörten Gebäuden, Brücken und Straßenfluchten, in denen kaum ein Gebäude mehr steht. Wir sehen Inkunabeln der Baukunst wie die romanischen Kirchen und den Dom (der als fast einziger Baukörper nur leicht beschädigt aus der Trümmerlandschaft herausragt), die Oper am Ring, den Flughafen, große repräsentative Bauwerke und gespenstig industriellsche Stahlruinen.

In diesem im höchsten Maße disziplinierten Bemühen um äußerste Sachlichkeit erscheint der Horror des Abgebildeten fast um so drastischer. 26 dieser Diptychen, die sich im Besitz des Kölnischen Stadtmuseums befinden, wurden 1982 vom Museum als Begleitbuch zu einer Ausstellung publiziert.

Opening

24. Februar 2023
, 18:00

21:00

Werke & Installationsansichten