Paysages intimes
14. April 2018

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2. Juni 2018

Wir freuen uns, die jüngsten Arbeiten von Elger Esser in seiner ersten Einzelausstellung in der Van der Grinten Galerie zu zeigen. Elger Esser ist Vertreter der sogenannten Düsseldorfer Fotoschule, und angesichts der ausgesprochenen Schönheit und emotionalen Wirkung seiner Arbeiten scheint zu verwundern, wie einflussreich der konzeptuelle Ansatz seiner Lehrer Bernd und Hilla Becher sich in Elger Essers Werk fortschreibt. Aber hier wie da geht es um die konsequente Beschäftigung mit den Möglichkeiten des fotografischen Bildes im Kontext der bildenden Kunst. Das heißt: auf einer Ebene, die alles Belanglose und Oberflächliche hinter sich lässt, indem das zwiespältige Wesen der Fotografie zum Thema und Ausgangspunkt wird.

Essers bevorzugtes Sujet in der bildnerischen und intellektuellen Auseinandersetzung ist die Landschaft (auch Meereslandschaften), jenen Orten, an denen das Auge nicht fähig ist, die Grenzen wahrzunehmen, und Dinge und Ereignisse scheinbar unendlich wirken, vom Betrachter „weitergedacht“ werden und damit die selbe Wirkung hervorbringen, als seien sie wirklich. Obwohl diese Orte, die Esser bei seinen zahlreichen Reisen entdeckt und erkundet, Orte der Gegenwart sind, arbeitet er in ihnen ihre Unzeitlichkeit heraus, vor allen Dingen in der sensiblen Reduktion der Farbigkeit und dem Einsetzen verschiedener, zum Teil historischer Wiedergabe-Techniken. Es ist als Erweiterung der Proust’schen Idee nicht nur die Suche nach der verlorenen Zeit, sondern auch die nach dem verlorenen Ort, ein Auslöser unbewussten Erinnerns.

In seinen jüngsten Arbeiten, die im Norden Frankreichs entstanden sind, verwendet Elger Esser als Träger des Bildes versilberte Kupferplatten, ein Material, das bereits der Barockmalers Adam Elsheimer bevorzugte, da die vollkommen glatte Oberfläche einen hauchdünnen Malauftrag erlaubte und die Ölfarbe so um das Schimmern und Leuchten des Untergrundes bereicherte. Im Gegensatz zu den früheren Arbeiten Essers ist hier die Leuchtkraft der Farben extrem, und im Reflex unterschiedlicher Lichtverhältnisse wirken sie räumlich und in der Tiefe unendlich.

Zeit und Ort als Koordinaten exakter Wiedergabe erscheinen bei Esser relativ. Er unterläuft die Vorstellung der präzisen Momentaufnahme, wie sie für die Fotografie ein Wesensmerkmal ist.

Elger Esser wurde 1967 in Stuttgart geboren und wuchs in Rom auf. Er studierte von 1991 bis 1997 bei Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf.

Arbeiten von Elger Esser sind u.a. in folgenden Museumssammlungen vertreten: Solomon R. Guggenheim Museum New York, Metropolitan Museum of Art New York, Stedelijk Museum Amsterdam, Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf, Kunsthaus Zürich, Centre Pompidou Paris, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, Kunstmuseum Stuttgart, DZ Bank Kunstsammlung Frankfurt/M.