KÜHLE FORM, 30 Vintages der 50er Jahre
6. November 2016

 — 

19. Dezember 2016
Der Kölner Architekturfotograf Karl Hugo Schmölz (1917-1986) ist eine Wiederentdeckung der letzten Jahre. Sein Vater Hugo Schmölz (1879-1938), dessen Fotowerkstätte Karl Hugo ab 1938 alleine weiterführte, war Freund und Zeitgenosse von August Sander, Hugo Erfurt und Werner Mantz und in gleicher Weise wie diese Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Was bislang in der »Genealogie« der Deutschen Fotografie gefehlt hat, nämlich das Bindeglied zwischen Neuer Sachlichkeit und deren Fortsetzung als konzeptuell aufgefasste Fotografie durch Bernd & Hilla Becher ab Ende der 60er Jahre, ist Karl Hugo Schmölz und seine Architekturfotografie aus den 50er Jahren. Er ließ die Sachlichkeit in der Dokumentation in den Begriff von Modernität in der Nachkriegszeit übergehen und er genoss auch zunehmend international als Spezialist für Architekturfotografie großes Ansehen. So wundert es nicht, dass ihn Richard Neutra für die Dokumentation von zwei Bauten in Deutschland beauftragte, und etwa Candida Höfer, in Vorbereitung auf das Studium bei Bernd Becher in Düsseldorf, bei ihm ein einjähriges Volontariat absolvierte. Die in unserer aktuellen Ausstellung „Kühle Form“ gezeigten Vintages konzentrieren sich auf Motive, bei denen ein höchster Grad an Abstraktion erreicht wird und die so fast minimalistisch wirken. Gerade bei diesen Aufnahmen tritt Karl Hugo Schmölz’ außergewöhnliche Fähigkeit, die gewählten Motive in Kompositionen von äußerster Spannung zu versetzen, überdeutlich zu Tage: Blicke durch Glastüren in gleichmäßig ausgeleuchtete Flure, fast nackte Räume nur mit einem Schreibtisch und einem Telefon, aufs Äußerste reduzierte Nachtaufnahmen und hochkomplexe Modelle einer Bühnensituation.

Allen Aufnahmen von Karl Hugo Schmölz sind die ungeheure künstlerische Qualität und ihre einzigartige technische Perfektion zueigen. Bereits zu Lebzeiten war Karl Hugo Schmölz weit über Deutschland hinaus bekannt für seine Beleuchtungstechnik, die den Bildern, insbesondere den Innenraumaufnahmen zum Teil hyperreale Schärfe und Tiefe verleiht. Zudem war die hundertprozentige Vorbereitung einer Aufnahme sein besonderes Markenzeichen, das ihn weit über viele Zeitgenossen hinaushebt. Zu dieser Vorbereitung gehörte, den Innenraum, die Passage, den Baukörper in Volumen und Wirkung genau zu erfassen, um ihn später so darstellen zu können, das nicht nur die Oberflächen abgebildet sind, sondern auch Raum und Atmosphäre. Auf Bildern von Schmölz kann man die Kühle von Metall spüren, die Weichheit von Stoff, den angenehmen Glanz von poliertem Holz, die Lichtdurchlässigkeit von Glas. Dabei erweist sich Schmölz als Genie im Umgang mit vorhandener und zusätzlicher Beleuchtung und der Mischung beider zu gegenseitiger Ergänzung. Schließlich ist die Wahl des Kamerastandpunktes, die genaue Definition der Höhe der Blickachse und die Aufnahmedauer von entscheidender Bedeutung für die Wiedergabe von räumlichen oder baulichen Situationen. Karl Hugo Schmölz’ Fotografien sind inzwischen in vielen der namhaften Fotografie-Sammlungen weltweit vertreten und werden regelmäßig in Gruppenausstellungen gezeigt wie 2007 Köln, 2010 Miami, Herford, 2013 Winterthur, 2014 Den Haag, 2015 Köln. Zuletzt erwarb das Museum Ludwig in Köln einen Block über das Kölner Funkhaus.