In seinen „Book Covers“ und „Vanity Plates“ geht er in gewisser Weise noch einen Schritt weiter: Hier „reduziert“ er die Anwesenheit des Künstlers auf seine Erwähnung auf dem Titel eines Buches bzw. eines entsprechenden Ausstellungskataloges. Typografie und grafische Gestaltung überträgt Marcus Neufanger malerisch auf Leinwand, so dass ein handlicher Gebrauchsgegenstand wie ein Buch seine verblüffende Wirkung in der Vergrößerung als abstrakt organisierte Fläche aus Feldern und Buchstaben entfaltet. Es ist erstaunlich, wie sich ein „Bild“ wie ein Buchumschlag durch schlichte Vergrößerung verselbständigt. Völlige Autonomie erhalten die Bilder allerdings durch ihre gemalte Oberfläche, d.h. Duktus und Farbmaterial übertragen sie in „echte Malerei“. Die „Vanity Plates“, die in ihren Größen stark variieren, tragen schließlich nur noch den Namen des Künstlers. Üblicherweise markieren Epitaphe den Moment, wo der Künstler posthum in den Kanon der Kunstgeschichte aufgenommen wird. Bei Neufanger sind diese Art Gedenktafeln ohne Jahresdaten. Sie sind eigentlich ein Paradox, denn die meisten Künstler, die er auf diese Weise portraitiert, erfreuen sich bester Gesundheit. Es werden also auf ironische, aber eindringliche Art Gegenwart und Zukunft miteinander verbunden.
Die Liebe zum und Beschäftigung mit dem Buch von Künstlern liegt bei Marcus Neufanger auf einer Ebene, die Hans Ulrich Obrist in einem Interview mit Franz Erhard Walther treffend charakterisiert: „Bücher sind so wichtig, besonders, weil sie auch an die unwahrscheinlichsten Orte gelangen. Viel weiter als Ausstellungen. Mich interessieren Bücher auch als Medium, weil Künstler sie mit so viel Zeit, Hingabe und Energie machen- Sie sind genauso wichtig wie große Installationen.“
Marcus Neufanger wurde 1964 geboren und lebt in Schwäbisch Hall. Seine Arbeiten sind u.a. in namhaften Sammlungen wie ZKM, BW Bank Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart, Würth Künzelsau, Staatsgalerie Stuttgart, Kienzle Berlin & deutschen Privatsammlungen vertreten.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Stefan Schülke Fine Books, außerdem eine Collectors‘ Edition in einer Auflage von 25.
Pressetext, Van der Grinten Galerie, 2014